Wer über 40 Jahre zählt und noch nie in Rheinland-Pfalz war, kennt trotzdem vermutlich eines der höchsten Kulturgüter des Landes vom ehemaligen 500-DM-Schein oder zumindest von der damaligen 40-Pfennig-Briefmarke: die stolze Burg Eltz aus dem 12. Jahrhundert, noch heute in Privatbesitz der gleichnamigen Familie. Ziemlich sicher haben aber alle schon einen feinen Riesling aus Rheinland-Pfalz genossen.
Das Land ist reich an Kulturschätzen aus seiner 2000-jährigen Vergangenheit. In der zur Zeit der Römer gegründeten heutigen Landeshauptstadt Mainz, haben die Römer mit einem Theater und Teilen eines Aquädukts ebenso Spuren hinterlassen, wie in den Kaiserthermen und der Porta Nigra in Trier. Unter der Herrschaft der Franken entstanden im Mittelalter unter Erzbischöfen und Kurfürsten gewaltige Kirchenbauten wie die Kaiserdome zu Mainz, Speyer und Worms und der Trierer Dom. Als weltliches Zeugnis dieser Zeit überquert die steinerne Drususbrücke bei Bingen den Rhein, die Balduinbrücke die Mosel. Barocke Baumeister wie Balthasar Neumann und sein Sohn Franz Ignaz schufen Adelshöfe, Palais und Schlösser. Die Burgen, Festungen und Schlösser im Land sind ungezählt, im Mittelrheintal verkörpert Schloss Stolzenfels die rheinromantik wie kein zweites. Das obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz wurde als Kulturlandschaft ins UNESCO Welterbe aufgenommen. In der Pfalz haben sich die Kelten mit der Heidenmauer auf der Hardt und dem Keltenwall auf dem Donnersberg manifestiert.
Die Mittelgebirgslandschaften von Eifel, Hunsrück, Pfälzerwald und Westerwald ergänzen das Landschaftsbild von Flusstälern und Rebhängen an Rhein, Mosel, Lahn und Saar. Das deutsche Eck in Koblenz am Zusammenfluss von Rhein und Mosel steht mit dem Reiterstandbild des ersten deutschen Kaisers Wilhelm I. als Zeichen der Deutschen Reichsgründung im Jahr 1871. Das Land Rheinland-Pfalz entstand 1946 aus der südlichen preußischen Rheinprovinz, der bayerischen Pfalz und westlichen Teilen Hessens. Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und im Südwesten das kleine Saarland umgeben es. Frankreich, Luxemburg und Belgien liegen an der Westgrenze. Rheinland-Pfalz gehört der europäischen Großregion Saar-Lor-Lux an.
Wein und Sekt sind die prickelnden Komponenten der rheinland-pfälzischen Wirtschaft, an Rhein und Mosel ist der boomende Tourismus ein wichtiger Faktor. Chemie und Pharmazie wie auch die Automobilindustrie, Nahrungsmittel und Dienstleistungsbranche ergänzen das Portfolio.
Das gedruckte Wort wurde mit dem Mainzer Sohn Johannes Gutenberg in die Welt gesetzt, der Trierer Karl Marx revolutionierte den Gedanken des Kapitalismus und die Arbeiterbewegung, Helmut Kohl, geboren in Ludwigshafen und Valéry Giscard d’Estaing geboren in Koblenz, wurden bedeutende Politiker, Hildegard von Bingen - Heilige der römisch-katholischen Kirche. Der legendäre Kaiserslauterer Fritz Walter und der Golfer Bernd Langer sind echte Pfälzer.
Als experimentierfreudig sind die Rheinland-Pfälzer nicht bekannt, ihnen wird Bodenständigkeit und hintersinniger Humor nachgesagt. Genießen und gelassen bleiben sind Eigenschaften, die in den meisten Regionen des Landes zutreffen, in der kargen Eifel ist man zurückhaltender. Regionale Unterschiede zeigen sich auch in der Küche. Überregional bekannt wurde der Pfälzer Saumagen durch Helmut Kohl, in der Pfalz wird Wein nicht nur getrunken, sondern ist Zutat vieler Gerichte. Wildgerichte mit Esskastanien sind im Pfälzer Wald beliebt, Kartoffelspeisen in der Westpfalz. Im Grenzgebiet zu Frankreich locken Flammkuchen. In allen Gegenden aber wird Wein genossen, mit einem „Prost“ am Rhein und einem „Zum Wohl“ in der Pfalz.
